Porträts von Kindern und Jugendlichen des Konzentrationslagers Auschwitz
Die Bilder des Grafikers und Bildenden Künstlers Manfred Bockelmann haben ein bewegendes Sujet. Sie bilden Kinder, die in Auschwitz ermordet wurden, in hervorgehobener Größe ab. Dabei werden sowohl Fotos, die von den Tätern zum Zweck der Registrierung in den Konzentrationslagern angefertigt wurden, als auch Bilder aus privaten Situationen, Erinnerungsbilder, Passbilder, private Porträts aller Art, die in einen spannungsvollen Kontrast zu den Täterbildern gesetzt werden, verwendet.
Die Intention des Künstlers ist es, den Ermordeten ein Gesicht zu geben. Er erinnert ähnlich wie Ansätze der konzeptionellen Porträtierung Christian Boltanskis, an eine nicht mehr zu schließende Lücke, die gerissen wurde und die diese Kinder hinterließen sowie an den Untergang einer ganzen Welt. Die Bilder erinnern an den millionenfachen Mord an jüdischen Kindern und Jugendlichen, mit dem die Nazis trachteten, auch die nachwachsende Generation von JüdInnen zu vernichten.
Informationen über den Künstler und sein Werk finden Sie unter:
https://zeichnen-gegen-das-vergessen.de
27. Januar – 21. Februar 2020, Lichthof des Rathauses Spanischer Bau zu Köln, Rathausplatz, 50667 Köln (Eingang Theo-Burauen-Platz).
geöffnet: Mo, Mi, Do 8-16 Uhr, Di 8-18 Uhr, Fr 8-12 Uhr, Eintritt frei
Dokumentation „Zeichnen gegen das Vergessen“
Der Künstler-Film ZEICHNEN GEGEN DAS VERGESSEN dokumentiert die Entstehung der gleichnamigen Werkreihe von Manfred Bockelmann. In eindringlichen Bildern, die von der Intensität des künstlerischen getragen werden, ist dieser Film eine Verneigung vor den unzähligen Kindern, die von den Nazis ermordet wurden und erinnert zugleich, mit den erschütternden Geschichten, an diejenigen, die überlebten und mit dem Unbegreiflichen bis heute leben.
Der Film ist Künstlerportrait, Kunstfilm und Geschichtsdrama. Ganz ohne die sonst in Dokumentationen häufig verwendeten Archivbilder macht er das Grauen, das im Namen des antisemitischen, rassistischen und politischen Wahns geschehen ist, deutlich.
Er will die unzähligen Kinder und Jugendlichen, die von den Nazis ermordet wurden und als statistische Nummer in den Archiven verschwanden, ans Licht bringen und gibt den Nummern wieder ein Gesicht. Mit Kohlestift auf grober Juteleinwand zeichnet er in horizontalen Linien ein Portrait nach dem anderen.
Der Moment der Entwurzelung und völligen Orientierungslosigkeit ist auf den erkennungs-dienstlichen Fotos festgehalten, die die SS von ihren Opfern gemacht hat. Diese Fotos benutzt Manfred Bockelmann als Vorlage für seine Zeichnungen.
Auf einer Reise zu Archiven in die USA und in das Konzentrationslager Auschwitz begegnet Bockelmann auch Kindern von damals, Holocaust-Überlebenden.
Er erinnert an den Wert einer empathischen Mitmenschlichkeit – eben nicht nur der Vergangenheit gegenüber, sondern auch jetzt und hier, in unserer Gegenwart.
27. Januar 2020, 20 Uhr, 15 Filmclub 813 im Kino DIE BRÜCKE, Hahnenstraße 6, 50667 Köln. Eintritt frei.
Vortrag
Dr. Thomas Grotum: „(Über-)Leben und Sterben der jüngsten Opfer von Auschwitz“
Als die Rote Armee am 27. Januar 1945 das Gebiet zwischen Weichsel und Sola erreichte, war das größte NS-Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz bereits evakuiert worden. Die meisten Häftlinge waren auf so genannten Todesmärschen unterwegs ins Reichsinnere. Auf dem Lagergelände waren wenige nicht mehr transportfähige Menschen verblieben – darunter auch Kinder. Dies dokumentierte ein Filmteam der Ersten Ukrainischen Front, als es Wochen nach der Befreiung den Auszug der Kinder reinszenierte. In viel zu großen Drillichanzügen präsentierten die Kinder zwischen den Stacheldrahtzäunen schließlich ihre Unterarme mit der tätowierten Häftlingsnummer.
Kinder und Jugendliche sind aus den unterschiedlichsten Gründen nach Auschwitz verbracht worden. Mit Abstand die meisten wurden im Rahmen der so genannten „Endlösung der Judenfrage“ aus ganz Europa nach Birkenau verschleppt und im Regelfall – weil nicht arbeitsfähig – direkt ermordet. Einige dieser als Juden verfolgten Minderjährigen wurden trotzdem ins Lager aufgenommen. In Birkenau gab es beispielsweise zeitweise das „Theresienstädter Familienlager“. Und auch im „Zigeunerlager“ war die eigentlich vorherrschende Geschlechtertrennung aufgehoben. In diesem Lagerabschnitt wurden mehr als 350 Kinder geboren, die allerdings kaum eine Überlebenschance hatten.
Insgesamt waren mindestens 22.300 als Häftlinge registrierte Kinder und Jugendliche im Konzentrationslager Auschwitz. Die größte Gruppe bildeten mit über 11.000 unter 18-Jährigen die zumeist aus dem Deutschen Reich stammenden Sinti und Roma. Die Gesamtzahl der nach Auschwitz verschleppten Kinder und Jugendliche liegt bei mindestens 232.000, davon 216.000 jüdische Minderjährige unter 18 Jahren. Mehr als 200.000 von ihnen und Jugendliche sind direkt ohne Registrierung ermordet worden.
12. Februar 2020, 19 Uhr, NS-DOK, EL-DE-Haus, Appell-hofplatz 23–25, 50667 Köln, Eintritt 4,50/ erm. 2,– €
Die Veranstaltungsreihe zur Ausstellung und die Ausstellung ”Zeichnen gegen das Vergessen” selbst werden unterstützt mit Mitteln aus dem Fonds der Arbeitgemeinschaften der Deutsch-Israelischen Gesellschaft.
Die Ausstellung wird in Kooperation mit der Stadt Köln gezeigt.